Wir haben uns mit Jörn Heller, Geschäftsführer und Gründungsmitglied von digitalXL, getroffen, einer ganz speziellen E-Commerce-Beratungs- und Support-Agentur. Er unterstützt Nutzer der Augsburger ERP-Software Xentral, vom Onboarding neuer Mitarbeiter bis zur individuellen Anpassung der Software. Er spricht mit uns über die Bedeutung von Netzwerken, beschreibt seinen spannenden Weg von der Idee bis zur Unternehmensgründung und wie kreative Ansätze den Erfolg seines Unternehmens geprägt haben. Im Gespräch teilt er Einblicke in die Entwicklung von digitalXL, den Herausforderungen eines wachsenden Teams und warum er seine Rolle weniger als klassische Chefposition, sondern vielmehr als verbindendes Element versteht.
BI: Hallo Jörn. Schön, dich interviewen zu dürfen. Vielleicht erzählst du uns ganz kurz was über dich?
JH: Vielen Dank für die Einladung. Ich habe in meinem Leben schon viele unterschiedliche Dinge gemacht. Von Ausflügen als Kameramann zum Film über eine eigene Werbeagentur bis hin als Angestellter bei einer Softwarefirma. 2021 habe ich dann mit fünf Kollegen wieder eine eigene Agentur gegründet.
Die digitalXL GmbH & Co. KG. Dein ehemaliger Arbeitgeber, der ERP-Softwareanbieter Xentral, fand das gut. Das hört sich zunächst verwirrend an. Was macht ihr bei digitalXL?
Nun ja, kurz gesagt begleiten wir Xentral-Nutzer bei der Einführung dieser Software und unterstützen sie bei allen nötigen Schritten und Prozessen. Kurz zur Erklärung: Xentral ist eine cloudbasierte ERP-Software, also eine, die die wichtigsten Geschäftsprozesse eines Unternehmens verwaltet. Weil Xentral enorm gewachsen ist und deswegen die Kundenbetreuung nicht mehr selbst übernehmen konnte, haben einige Kollegen und ich digitalXL gegründet, um genau diese Lücke zu schließen. Als ehemalige Mitarbeiter sind wir darin schließlich die Experten.
Seit kurzem sind wir übrigens zusätzlich an einem Fulfillment-Dienstleister mit Namen xenful beteiligt.
Als Fullfillment-Dienstleister übernehmt ihr also Lagerung und Versand von Waren für andere Unternehmen.
Ganz genau. Aus meiner Sicht ist das der perfekte Showcase für unsere Kunden. In unserer Logistik in Augsburg können wir ihnen gleich direkt am Beispiel zeigen, was die Software kann. Neben dem eigentlichen Fulfillment-Geschäft natürlich.
Das ist spannend. Lass uns später nochmal auf xenful zurückkommen. Vielleicht kannst du uns zunächst euren Weg von der Idee bis zur Gründung von digitalXL ganz kurz beschreiben?
Da muss ich doch ein bisschen ausholen, denn das hat viel mit der Geschichte von Xentral selbst zu tun. Die Firma hieß zunächst anders und hat ursprünglich Platinen hergestellt. Irgendwann wurden aber die Verwaltungsprozesse zu komplex und der Gründer hat für sich selbst eine Software programmiert, die ihn bei den Bestellprozessen und dem Versand unterstützt. Das hat sich herumgesprochen und irgendwann wollten alle nur noch die Software, die Platinen wurden zur Nebensache.
Kennst du die Sendung “Die Höhle der Löwen”? Eine Fernsehshow, in der Start-ups nach Investoren suchen. Dort traten einige Kunden meines ehemaligen Arbeitgebers auf und dadurch wurden Investoren wie Frank Thelen auf diese ERP-Software aufmerksam. Die Folge war, dass sich durch diese Investoren letzten Endes auch der Fokus von Xentral verschoben hat. Weg von einer Firma, die sowohl die Software entwickelt als auch die Kunden online bringt, hin zu einer Firma, die sich nur noch auf das Produkt konzentrieren will und sagt, jetzt brauchen wir Partner, die dann zu den Kunden rausgehen und denen helfen. Diese Partneragenturen waren zunächst welche, die sich auf Online-Shops spezialisiert hatten und jetzt einfach noch zusätzlich das Thema ERP übernahmen. Diese Entscheidung war aus meiner Sicht grundfalsch, und der Punkt, an dem einige von uns Xentral-Mitarbeitern gesagt haben, jetzt machen wir unsere eigene Agentur auf. Wir arbeiten für Xentral weiter, aber extern.
Das stelle ich mir als ziemlichen Vorteil vor, wenn man direkt vom Hersteller kommt und zum Berater und Dienstleister für diese Software wird.
Das hat sich tatsächlich als großer Vorteil für alle Beteiligten erwiesen. Denn die Kunden finden in uns als ehemalige Xentral-Mitarbeiter natürlich die besten Fachleute für genau dieses Produkt. Im Gegensatz zum Hersteller und den anderen Partnern haben wir auch die Philosophie, nicht alles online zu machen, sondern wir gehen gerne zum Kunden und unterstützen vor Ort. Und Xentral selbst hat den Vorteil, dass wir absolut auf diese Software spezialisiert sind. Und weil wir inzwischen auch zusätzlich Fulfillment-Dienstleister sind und mit Xentral-Software arbeiten, haben wir nicht nur ein Showcase für unsere Kunden, sondern auch eine optimale Schulungsanwendung für neue Xentral-Mitarbeiter. Diese ganze Fulfillment-Sache habe ich einem noch kreativeren Kompagnon zu verdanken. Er hat die verrückten Ideen, und ich sage dann: „Ok, da müssen wir erst eine Firma gründen und dann brauchen wir Personal und so weiter.” (lacht)
Unsere Leser interessiert ja auch immer die Leidenschaft und die Motivation, die hinter einem Produkt oder einem Unternehmen steckt. Laut eurer Webseite bist du bei digitalXL nicht nur einer von zwei Geschäftsführern, sondern auch Customizing Experte und Designer für Workarounds. Was begeistert dich an deinen Aufgaben besonders?
Momentan bin ich tatsächlich vor allem Geschäftsführer- übrigens mit einem starken Management-Team aus drei weiteren Gesellschaftern und Mitarbeitern. Aber natürlich bin ich trotzdem immer noch gerne beim Kunden draußen und mache noch einige der eher komplizierten Individualisierungen.
Aber warum ich jeden Tag gerne aufstehe, ist, weil man auch als Geschäftsführer sehr kreativ sein kann. Und das ist es, was mich mit meiner beruflichen Vergangenheit verbindet. Kreativität bezieht sich nicht nur auf Grafik oder Film, sondern auch auf Geschäftsprozesse. Wir treffen uns mindestens viermal im Jahr als ganzes Team. Einmal davon im “Sunshine-Office”, einem Offsite irgendwo anders und eine ganze Woche lang. Ich kann mich noch gut an ein für mich besonderes Erlebnis im Sunshine-Office erinnern, das für mich rückblickend so eine Art Initialzündung war: Wir hatten einen Coach und der hatte mit uns zum Thema “Fokus geben und nehmen” und “Impuls geben und nehmen” gearbeitet. Durch einige Übungen wurde mir klar, dass ich jemand bin, der Impulse gibt. So hatte ich mich zuvor überhaupt nicht gesehen. Und dieses Erlebnis hat mich darin bestärkt, mutiger zu sein und diese Rolle mehr auszufüllen. Und ich habe gemerkt, dass es funktioniert und das macht mir extrem viel Spaß.
Euer Team ist von der Gründung bis jetzt sehr schnell gewachsen und das scheint so weiter zu gehen. Was sind die Herausforderungen dabei?
Ja, wir sind sehr schnell gewachsen und werden sicher auch noch weiter wachsen. Aber ich denke nicht, dass wir zu einer riesigen Agentur werden. Schon aus moralischen Gründen. Denn ich bemerke in der Zusammenarbeit mit größeren Agenturen, dass das Menschliche dort eine immer geringere Rolle spielt. Bei uns ist der Veränderungswille da und wichtig und jeder Mitarbeiter ist anders und hat seine Berechtigung. Die einen haben einen großen Erfahrungsschatz und die anderen den jugendlichen Leichtsinn, der Innovationen antreibt. Dem wollen wir gerecht werden. Aber wir werden uns sicher auch nicht scheuen weitere Firmen zu gründen oder Bereiche zu übernehmen von denen wir glauben, dass sie für unsere Kunden interessant sein können.
Wir haben noch eine abschließende Frage: Stell dir vor, du würdest heute dein 20-jähriges Selbst treffen. Welchen “guten Rat” würdest du ihm geben?
Ich würde sagen, “du musst mehr rausgehen und mit den Leuten reden. Weil über Verbindungen und Kontakte erreichst du am allermeisten. Und ansonsten, mach einfach das, was dir Spaß macht. Das ist das Allerwichtigste.“
Das Interview verdeutlicht, wie aus einer clever erkannten Marktlücke und der Kooperation mit einem erfahrenen Partner ein Erfolgsunternehmen wachsen kann. Die Gründer von digitalXL liefern nicht nur punktgenaue Dienstleistungen, sondern verbinden diese mutig mit innovativen Ideen, um Lösungen zu schaffen, die praxisnah und zukunftsweisend sind. Das Leitmotiv der Wertschätzung sowohl für Mitarbeiter als auch für Kunden ist fest in der Unternehmenskultur verankert und der Grundstein für anhaltenden Erfolg.
Das Interview haben wir im November 2024 geführt.
Weitere Infos:
Website der Agentur digitalXL
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